16. Apr. 2024, 09:30 Uhr
medienmitteilung, stadtgruen
Biodiversitätsgebiet Totentäli in der Grossstadt
Am südwestlichen Stadtrand, im sogenannten Totentäli, hat Stadtgrün Winterthur ein rund 54 Hektar grosses, zusammenhängendes Biodiversitätsgebiet geschaffen mit dem Ziel, seltene und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu fördern. Ein neu gebauter, 340 Meter langer Holzsteg macht die einzigartige Umgebung für Interessierte leicht zugänglich und schützt die verletzlichen Pflanzen vor der Zerstörung durch menschliche Fussabdrücke.
Die vom Aussterben bedrohten Geburtshelferkröten sowie selten gewordene Schmetterlings-, Vogel- und Pflanzenarten fühlen sich im Totentäli zwischen Wülflingen und dem Dättnauertal wohl. Um Flora und Fauna zu schützen und seltene Arten in ihrer Wiederansiedlung zu fördern, hat Stadtgrün Winterthur die einzelnen Wald-, Feucht- und Wiesengebiete, in denen diese Arten vereinzelt vorkommen, in einem grossen Naturschutzgebiet zusammengefasst. Die Waldstrasse, die bislang durchs Totentäli führte, wurde zugunsten eines aus einheimischem Lärchenholz angefertigten Holzsteges aufgehoben und der Renaturierung überlassen. Der Steg ermöglicht es Interessierten, die Natur in einem sensiblen Schutzgebiet beobachten zu können, ohne sie durch Fussabdrücke unbeabsichtigt zu zerstören.
Zusammenführung einzelner Gebiete zum grossen Ganzen Topographisch bietet das neue Biodiversitätsgebiet ein Mosaik an unterschiedlichen Naturflächen. Im Totentäli wurden bereits in den 1970er-Jahren kleine Weiher und Feuchtwiesen geschaffen, um Amphibien zu fördern. Dies mit Erfolg. Das Totentäli befindet sich dank dem Vorkommen einer Kolonie der stark gefährdeten Geburtshelferkröte im Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung. Das bestehende Feuchtgebiet als Lebensraum für verschiedene Amphibienarten ist nun durch den Bau von drei Weihern und kleineren Feuchtstellen, der Abtragung eines Erdwalls und der Aufhebung der Waldstrasse vergrössert worden.
Der schattige Nordhang des Totentälis, bei der Bevölkerung auch als «Schuppentännli» bekannt, wurde schon seit einiger Zeit bewusst nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt, da er zahlreichen Vogel-, Käfer- und Pilzarten als Lebensraum dient. Dieses Waldreservat wurde nun vergrössert. Auf der gegenüberliegenden sonnigen Hangseite dagegen wird der Waldboden weiterhin regelmässig aktiv entbuscht und es werden weniger Bäume pro Fläche stehengelassen, um mehr Licht auf den Waldboden durchdringen zu lassen. Orchideen und Schmetterlinge bevorzugen solch «lichte» Wälder mit trockenen und mageren Böden. An den Südhängen zum Dättnauertal bieten Magerwiesen licht- und wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. All diese einzelnen Gebiete, in denen Stadtgrün Winterthur in der Vergangenheit bereits biodiversitätsfördernde Massnahmen betrieben hat, wurden nun mit Zwischenbereichen ergänzt und zu einem grossen Naturschutzgebiet zusammengeführt.
Der Stadtrat hatte Ende 2021 für die Projektierung und Realisierung insgesamt 300'000 Franken gesprochen, wovon 200'000 Franken aus dem Paul Kaspar Späni-Schättli Naturschutzfonds entnommen und dem Projekt gutgeschrieben wurden. Unterstützt wird das Projekt zusätzlich mit kantonalen Mitteln. Durch den Verzicht auf die Holznutzung im Naturwaldreservat wird die Stadt vom Kanton monetär entschädigt.
Geburtshelferkröte
Drei bis fünf Zentimeter gross ist die Geburtshelferkröte, im Volksmund wegen ihres einzigartigen Rufes auch «Glögglifrosch» genannt. Die Frosch-Lurch-Art unterscheidet sich bezüglich Fortpflanzung von anderen einheimischen Amphibienarten. Die Geburtshelferkröten paaren sich an Land. Das Männchen transportiert die Eier an einen feuchtwarmen Ort an Land und betreibt die Brutpflege. Nach drei bis sechs Wochen bringt das Männchen die reifen Eier zum Gewässer. Nachdem sich die Larven im Wasser entwickelt haben, verbringen die Geburtshelferkröten den Rest ihres Lebens an Land. Die Geburtshelferkröten benötigen nah beieinander liegende Wasser- und Landlebensräume. Da in der Schweiz intakte Auenlebensräume rar geworden sind, gilt die Geburtshelferkröte als stark gefährdete Art.
Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds
Der Winterthurer Paul Späni (22.6.1917–20.11.1995) hat 1940 das Technikum mit einem Diplom für Hochbau abgeschlossen und war als freischaffender Bauingenieur tätig. Als Projektleiter und Chefbauführer war er nebst vielen weiteren Projekten unter anderem von 1955–1959 für den Bau des Kantonsspitals Winterthur und von 1970–1976 für die Erstellung der Wohnsiedlung Hardau in Zürich verantwortlich. Er war auch im Ausland tätig und koordinierte, überwachte und leitete dort die Schaffung grosser Bauwerke. Zeitlebens genoss er in seiner Freizeit die Umgebung von Winterthur mit den ausgedehnten Wäldern, Fluren und Bächen. Sie schenkten ihm «unvergessliche Erlebnisse seit meiner frühen Jugend», wie er in einem Schreiben an die Stadt festhielt. Weil er diese Gegend so schätzte, ihr etwas zurückgeben wollte und sich «um die ständig zunehmende Gefährdung der Lebensräume» sorgte, bedachte er die Stadt Winterthur mit einem Nachlass. Das Geld könne für eine «Revitalisierung, bzw. Rückführung eines Wald-, Flur-, Bach- oder Flussabschnitts oder eines Weihers in den naturnahen Zustand verwendet werden», hielt er fest. In einer Ergänzung wünschte er die «Erstellung von einem grösseren oder zwei kleineren in sich geschlossenen Naturschutz-Reservaten». Die Stadt Winterthur richtete 1996 aus dem Nachlass von 200’000 Franken den «Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds» ein.
Die vom Aussterben bedrohten Geburtshelferkröten sowie selten gewordene Schmetterlings-, Vogel- und Pflanzenarten fühlen sich im Totentäli zwischen Wülflingen und dem Dättnauertal wohl. Um Flora und Fauna zu schützen und seltene Arten in ihrer Wiederansiedlung zu fördern, hat Stadtgrün Winterthur die einzelnen Wald-, Feucht- und Wiesengebiete, in denen diese Arten vereinzelt vorkommen, in einem grossen Naturschutzgebiet zusammengefasst. Die Waldstrasse, die bislang durchs Totentäli führte, wurde zugunsten eines aus einheimischem Lärchenholz angefertigten Holzsteges aufgehoben und der Renaturierung überlassen. Der Steg ermöglicht es Interessierten, die Natur in einem sensiblen Schutzgebiet beobachten zu können, ohne sie durch Fussabdrücke unbeabsichtigt zu zerstören.
Zusammenführung einzelner Gebiete zum grossen Ganzen Topographisch bietet das neue Biodiversitätsgebiet ein Mosaik an unterschiedlichen Naturflächen. Im Totentäli wurden bereits in den 1970er-Jahren kleine Weiher und Feuchtwiesen geschaffen, um Amphibien zu fördern. Dies mit Erfolg. Das Totentäli befindet sich dank dem Vorkommen einer Kolonie der stark gefährdeten Geburtshelferkröte im Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung. Das bestehende Feuchtgebiet als Lebensraum für verschiedene Amphibienarten ist nun durch den Bau von drei Weihern und kleineren Feuchtstellen, der Abtragung eines Erdwalls und der Aufhebung der Waldstrasse vergrössert worden.
Der schattige Nordhang des Totentälis, bei der Bevölkerung auch als «Schuppentännli» bekannt, wurde schon seit einiger Zeit bewusst nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt, da er zahlreichen Vogel-, Käfer- und Pilzarten als Lebensraum dient. Dieses Waldreservat wurde nun vergrössert. Auf der gegenüberliegenden sonnigen Hangseite dagegen wird der Waldboden weiterhin regelmässig aktiv entbuscht und es werden weniger Bäume pro Fläche stehengelassen, um mehr Licht auf den Waldboden durchdringen zu lassen. Orchideen und Schmetterlinge bevorzugen solch «lichte» Wälder mit trockenen und mageren Böden. An den Südhängen zum Dättnauertal bieten Magerwiesen licht- und wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. All diese einzelnen Gebiete, in denen Stadtgrün Winterthur in der Vergangenheit bereits biodiversitätsfördernde Massnahmen betrieben hat, wurden nun mit Zwischenbereichen ergänzt und zu einem grossen Naturschutzgebiet zusammengeführt.
Der Stadtrat hatte Ende 2021 für die Projektierung und Realisierung insgesamt 300'000 Franken gesprochen, wovon 200'000 Franken aus dem Paul Kaspar Späni-Schättli Naturschutzfonds entnommen und dem Projekt gutgeschrieben wurden. Unterstützt wird das Projekt zusätzlich mit kantonalen Mitteln. Durch den Verzicht auf die Holznutzung im Naturwaldreservat wird die Stadt vom Kanton monetär entschädigt.
Geburtshelferkröte
Drei bis fünf Zentimeter gross ist die Geburtshelferkröte, im Volksmund wegen ihres einzigartigen Rufes auch «Glögglifrosch» genannt. Die Frosch-Lurch-Art unterscheidet sich bezüglich Fortpflanzung von anderen einheimischen Amphibienarten. Die Geburtshelferkröten paaren sich an Land. Das Männchen transportiert die Eier an einen feuchtwarmen Ort an Land und betreibt die Brutpflege. Nach drei bis sechs Wochen bringt das Männchen die reifen Eier zum Gewässer. Nachdem sich die Larven im Wasser entwickelt haben, verbringen die Geburtshelferkröten den Rest ihres Lebens an Land. Die Geburtshelferkröten benötigen nah beieinander liegende Wasser- und Landlebensräume. Da in der Schweiz intakte Auenlebensräume rar geworden sind, gilt die Geburtshelferkröte als stark gefährdete Art.
Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds
Der Winterthurer Paul Späni (22.6.1917–20.11.1995) hat 1940 das Technikum mit einem Diplom für Hochbau abgeschlossen und war als freischaffender Bauingenieur tätig. Als Projektleiter und Chefbauführer war er nebst vielen weiteren Projekten unter anderem von 1955–1959 für den Bau des Kantonsspitals Winterthur und von 1970–1976 für die Erstellung der Wohnsiedlung Hardau in Zürich verantwortlich. Er war auch im Ausland tätig und koordinierte, überwachte und leitete dort die Schaffung grosser Bauwerke. Zeitlebens genoss er in seiner Freizeit die Umgebung von Winterthur mit den ausgedehnten Wäldern, Fluren und Bächen. Sie schenkten ihm «unvergessliche Erlebnisse seit meiner frühen Jugend», wie er in einem Schreiben an die Stadt festhielt. Weil er diese Gegend so schätzte, ihr etwas zurückgeben wollte und sich «um die ständig zunehmende Gefährdung der Lebensräume» sorgte, bedachte er die Stadt Winterthur mit einem Nachlass. Das Geld könne für eine «Revitalisierung, bzw. Rückführung eines Wald-, Flur-, Bach- oder Flussabschnitts oder eines Weihers in den naturnahen Zustand verwendet werden», hielt er fest. In einer Ergänzung wünschte er die «Erstellung von einem grösseren oder zwei kleineren in sich geschlossenen Naturschutz-Reservaten». Die Stadt Winterthur richtete 1996 aus dem Nachlass von 200’000 Franken den «Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds» ein.