11. Mai. 2023, 08:01 Uhr
medienmitteilung, stadtwerk winterthur
Schwieriges Geschäftsjahr 2022 für Stadtwerk Winterthur
Bei einem Gesamtumsatz von rund 231 Millionen Franken schliesst Stadtwerk Winterthur das Geschäftsjahr 2022 mit einem negativen Betriebsergebnis ab. Dieses beträgt nach Abzug der finanziellen Vergütung an die Stadt Winterthur von 13,5 Millionen Franken -6,6 Millionen Franken. Grund dafür sind die im letzten Jahr exorbitant gestiegenen Energiepreise und Sondereffekte im Zusammenhang mit der Energiekrise, die auf breiter Front einen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit hatten.
Der Geschäftsgang von Stadtwerk Winterthur wird in der Regel hauptsächlich durch die Witterung, v.a. die Temperaturen während der Heizsaison, bestimmt. 2022 prägten hingegen gleich drei Aspekte das Geschäftsjahr: die warme Witterung (rund 17 % weniger Heizgradtage als im Vorjahr), aussergewöhnlich hohe Energiepreise und eine drohende Energiemangellage.
Finanzielle Entwicklung der Geschäftstätigkeit Das Jahr 2022 war massgeblich gekennzeichnet durch massive und in dieser Ausprägung noch nie erlebte Preissteigerungen auf den europäischen Energiemärkten. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine Anfang Jahr verstärkte den Trend, der bereits im Vorjahr an Fahrt aufgenommen hatte. Die Beschaffung von Energie wurde dadurch deutlich teurer. Im Gegensatz dazu wurden jedoch in Winterthur die Tarife nicht entsprechend den gestiegenen Beschaffungskosten angepasst. Damit sollten die Erhöhungen für die Kundschaft abgefedert werden. Infolgedessen verschlechterte sich das Ergebnis massiv. Stadtwerk Winterthur hatte angesichts der Preissteigerungen bereits ein negatives Ergebnis im Energiegeschäft budgetiert.
Beim Gas konnten die Tarife auf Anfang 2022 nicht erhöht werden, da der Bezirksrat einem Rekurs stattgegeben hatte. Nur dank der milden Temperaturen während der Heizsaison sowie dem Wechsel von Zweistoffkundinnen und -kunden weg vom Gas auf Öl liessen sich die negativen Auswirkungen der ausgebliebenen Tarifanpassung auf das Geschäftsfeld Gashandel dämpfen. Stadtwerk Winterthur ist es gelungen, überschüssiges Gas auf dem Markt zu höheren Preisen als den seinerzeitigen Einkaufpreisen abzusetzen. Die starken Strompreiserhöhungen hatten grossen Einfluss auch auf das Ergebnis der Kehrichtverwertungsanlage (KVA). Aufgrund des geltenden Mechanismus für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) wurde der in der KVA produzierte Strom finanziell massiv belastet. Bei der KVA spielte ausserdem die eingelieferte und verwertete Abfallmenge, die unter den Erwartungen lag, eine Rolle. Höhere Aufwände für die Energie bei gleichzeitig geringerem Wärmeabsatz musste auch die Fernwärmeversorgung tragen. Dieses Geschäftsfeld war aufgrund der drohenden Energiemangellage gezwungen, zu hohen Preisen Öl einzukaufen, um die Spitzenabdeckung und somit die Wärmeversorgung jederzeit gewährleisten zu können.
Die befristete Tarifreduktion um 25 Rp. pro m3 Wasserabgabe hat auch bei der Wasserversorgung zu einem niedrigeren Ertrag geführt. Die Ergebnisverschlechterung wurde bewusst in Kauf genommen, um die Kundschaft an der prinzipiell guten finanziellen Situation der Wasserversorgung teilhaben zu lassen.
Das Geschäftsjahr 2022 weist aber auch erfreuliche Ergebnisse auf. Die Geschäftsfelder Energie-Contracting und Telekom erzielten sehr gute Ergebnisse. Die beiden Geschäftsfelder, die sich durch hohe und langfristige Vorinvestitionen auszeichnen, haben die Durststrecke hinter sich und kommen nun allmählich in die Gewinnzone.
Schwerpunkte 2022 Nach Aufhebung der Pandemiemassnahmen erreichte gleich die nächste Krise Stadtwerk Winterthur. Zunächst kündigten sich Engpässe bei Materiallieferungen an. Ausgelöst worden waren diese durch die Pandemiemassnahmen in China (Lockdowns) und die zeitweilige Blockade des Suezkanals durch einen havarierten Frachter. Diese Situationen verursachten nicht nur Lieferverzögerungen, sondern auch starke Preissteigerungen bei dringend notwendigen Ersatzteilen oder Chemikalien. Parallel dazu drehte sich die Preisspirale bei den Energiepreisen an Europas Märkten in extreme Höhen. Höchst volatile Märkte hatten nicht nur auf Stadtwerk Winterthur Einfluss, das aufgrund geringer Eigenproduktionsmöglichkeiten die Energie hauptsächlich auf dem Markt beschaffen muss, sondern auch auf alle Branchenakteure und letztlich in Form hoher Energiepreise auch auf die Kundschaft.
Im Zuge der Ukrainekrise drohte zudem eine Energiemangellage auf den Herbst/Winter 2022/23. Diese stellte sich glücklicherweise vor allem dank milder Wintertemperaturen und gemeinsamer internationaler Anstrengungen, Energie einzusparen, nicht ein. Das Geschäftsjahr 2022 von Stadtwerk Winterthur war daher geprägt von der Krisenbewältigung an der Preisfront sowie den Vorbereitungsarbeiten, um einer allfälligen Energiemangellage zu begegnen. Diese Arbeiten liefen neben dem Tagesgeschäft und dominierten zeitweise die Geschäftstätigkeit.
Ein weiterer Schwerpunkt lag im Jahr 2022 auf der Planung grosser Infrastrukturvorhaben: Umbau und Erweiterung der Abwasserreinigungsanlage, Ersatz der Verbrennungslinie 2 in der KVA sowie Umbau der Wärmeversorgung Winterthurs weg von fossil hin zu einer CO2-ärmeren Alternative. Letzteres umfasst auch die Teilstilllegung des Gasnetzes. Diese Vorhaben unterstützen das in Winterthur anvisierte Klima-Ziel, netto null CO2-Emissionen bis ins Jahr 2040 zu erreichen.
In diesem Kontext ist auch die Einführung einer neuen klimafokussierten Stromprodukte-Palette in Winterthur («Klima Gold», «Klima Silber», «Klima Bronze») zu sehen. Diese wurde vom Stadtrat im Jahr 2022 beschlossen und auf den 1. Januar 2023 eingeführt. Neu an diesen Produkten ist, dass sie nach CO2-Werten abgestuft sind, was schweizweit einzigartig ist.
Ausblick 2023 Nach wie vor kann auch im kommenden Herbst/Winter sowie in den nächsten Jahren eine Energiemangellage nicht ausgeschlossen werden. Die Vorbereitungsarbeiten für die Bewältigung einer solchen noch nie dagewesenen Situation laufen deshalb auch im laufenden Jahr weiter. Ebenso werden die Planungsarbeiten zu den grossen Infrastrukturvorhaben weitergeführt. Dabei handelt es sich um langfristige Generationenprojekte. Im laufenden Jahr werden diesbezüglich wichtige Weichen gestellt. So braucht es für den Ersatz der Verbrennungslinie 2 der KVA eine Volksabstimmung. Diese wird voraussichtlich 2024 stattfinden. Die entsprechende Abstimmungsvorlage bzw. das Bauprojekt werden in diesem Jahr vorbereitet. Bei der Wärmeversorgung wird eine Studie Aufschluss über das reelle Potenzial der Energieträger in Winterthur und das weitere Vorgehen geben. Auch in der Wasserversorgung stehen wichtige Arbeiten an. Um im Zuge von Klimawandel und Bevölkerungswachstum die Versorgung Winterthurs mit Trinkwasser langfristig sicherstellen zu können, sind weitere Standbeine in der Wassergewinnung notwendig. Eine Studie zur Nutzung des Rheinaugrundwassers, wofür Winterthur seit Jahrzehnten über eine entsprechende Konzession verfügt, soll vertiefte Informationen darüber liefern.
Der Geschäftsbericht 2022 kann unter stadtwerk.winterthur.ch/gb22 heruntergeladen werden.
Der Geschäftsgang von Stadtwerk Winterthur wird in der Regel hauptsächlich durch die Witterung, v.a. die Temperaturen während der Heizsaison, bestimmt. 2022 prägten hingegen gleich drei Aspekte das Geschäftsjahr: die warme Witterung (rund 17 % weniger Heizgradtage als im Vorjahr), aussergewöhnlich hohe Energiepreise und eine drohende Energiemangellage.
Finanzielle Entwicklung der Geschäftstätigkeit Das Jahr 2022 war massgeblich gekennzeichnet durch massive und in dieser Ausprägung noch nie erlebte Preissteigerungen auf den europäischen Energiemärkten. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine Anfang Jahr verstärkte den Trend, der bereits im Vorjahr an Fahrt aufgenommen hatte. Die Beschaffung von Energie wurde dadurch deutlich teurer. Im Gegensatz dazu wurden jedoch in Winterthur die Tarife nicht entsprechend den gestiegenen Beschaffungskosten angepasst. Damit sollten die Erhöhungen für die Kundschaft abgefedert werden. Infolgedessen verschlechterte sich das Ergebnis massiv. Stadtwerk Winterthur hatte angesichts der Preissteigerungen bereits ein negatives Ergebnis im Energiegeschäft budgetiert.
Beim Gas konnten die Tarife auf Anfang 2022 nicht erhöht werden, da der Bezirksrat einem Rekurs stattgegeben hatte. Nur dank der milden Temperaturen während der Heizsaison sowie dem Wechsel von Zweistoffkundinnen und -kunden weg vom Gas auf Öl liessen sich die negativen Auswirkungen der ausgebliebenen Tarifanpassung auf das Geschäftsfeld Gashandel dämpfen. Stadtwerk Winterthur ist es gelungen, überschüssiges Gas auf dem Markt zu höheren Preisen als den seinerzeitigen Einkaufpreisen abzusetzen. Die starken Strompreiserhöhungen hatten grossen Einfluss auch auf das Ergebnis der Kehrichtverwertungsanlage (KVA). Aufgrund des geltenden Mechanismus für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) wurde der in der KVA produzierte Strom finanziell massiv belastet. Bei der KVA spielte ausserdem die eingelieferte und verwertete Abfallmenge, die unter den Erwartungen lag, eine Rolle. Höhere Aufwände für die Energie bei gleichzeitig geringerem Wärmeabsatz musste auch die Fernwärmeversorgung tragen. Dieses Geschäftsfeld war aufgrund der drohenden Energiemangellage gezwungen, zu hohen Preisen Öl einzukaufen, um die Spitzenabdeckung und somit die Wärmeversorgung jederzeit gewährleisten zu können.
Die befristete Tarifreduktion um 25 Rp. pro m3 Wasserabgabe hat auch bei der Wasserversorgung zu einem niedrigeren Ertrag geführt. Die Ergebnisverschlechterung wurde bewusst in Kauf genommen, um die Kundschaft an der prinzipiell guten finanziellen Situation der Wasserversorgung teilhaben zu lassen.
Das Geschäftsjahr 2022 weist aber auch erfreuliche Ergebnisse auf. Die Geschäftsfelder Energie-Contracting und Telekom erzielten sehr gute Ergebnisse. Die beiden Geschäftsfelder, die sich durch hohe und langfristige Vorinvestitionen auszeichnen, haben die Durststrecke hinter sich und kommen nun allmählich in die Gewinnzone.
Schwerpunkte 2022 Nach Aufhebung der Pandemiemassnahmen erreichte gleich die nächste Krise Stadtwerk Winterthur. Zunächst kündigten sich Engpässe bei Materiallieferungen an. Ausgelöst worden waren diese durch die Pandemiemassnahmen in China (Lockdowns) und die zeitweilige Blockade des Suezkanals durch einen havarierten Frachter. Diese Situationen verursachten nicht nur Lieferverzögerungen, sondern auch starke Preissteigerungen bei dringend notwendigen Ersatzteilen oder Chemikalien. Parallel dazu drehte sich die Preisspirale bei den Energiepreisen an Europas Märkten in extreme Höhen. Höchst volatile Märkte hatten nicht nur auf Stadtwerk Winterthur Einfluss, das aufgrund geringer Eigenproduktionsmöglichkeiten die Energie hauptsächlich auf dem Markt beschaffen muss, sondern auch auf alle Branchenakteure und letztlich in Form hoher Energiepreise auch auf die Kundschaft.
Im Zuge der Ukrainekrise drohte zudem eine Energiemangellage auf den Herbst/Winter 2022/23. Diese stellte sich glücklicherweise vor allem dank milder Wintertemperaturen und gemeinsamer internationaler Anstrengungen, Energie einzusparen, nicht ein. Das Geschäftsjahr 2022 von Stadtwerk Winterthur war daher geprägt von der Krisenbewältigung an der Preisfront sowie den Vorbereitungsarbeiten, um einer allfälligen Energiemangellage zu begegnen. Diese Arbeiten liefen neben dem Tagesgeschäft und dominierten zeitweise die Geschäftstätigkeit.
Ein weiterer Schwerpunkt lag im Jahr 2022 auf der Planung grosser Infrastrukturvorhaben: Umbau und Erweiterung der Abwasserreinigungsanlage, Ersatz der Verbrennungslinie 2 in der KVA sowie Umbau der Wärmeversorgung Winterthurs weg von fossil hin zu einer CO2-ärmeren Alternative. Letzteres umfasst auch die Teilstilllegung des Gasnetzes. Diese Vorhaben unterstützen das in Winterthur anvisierte Klima-Ziel, netto null CO2-Emissionen bis ins Jahr 2040 zu erreichen.
In diesem Kontext ist auch die Einführung einer neuen klimafokussierten Stromprodukte-Palette in Winterthur («Klima Gold», «Klima Silber», «Klima Bronze») zu sehen. Diese wurde vom Stadtrat im Jahr 2022 beschlossen und auf den 1. Januar 2023 eingeführt. Neu an diesen Produkten ist, dass sie nach CO2-Werten abgestuft sind, was schweizweit einzigartig ist.
Ausblick 2023 Nach wie vor kann auch im kommenden Herbst/Winter sowie in den nächsten Jahren eine Energiemangellage nicht ausgeschlossen werden. Die Vorbereitungsarbeiten für die Bewältigung einer solchen noch nie dagewesenen Situation laufen deshalb auch im laufenden Jahr weiter. Ebenso werden die Planungsarbeiten zu den grossen Infrastrukturvorhaben weitergeführt. Dabei handelt es sich um langfristige Generationenprojekte. Im laufenden Jahr werden diesbezüglich wichtige Weichen gestellt. So braucht es für den Ersatz der Verbrennungslinie 2 der KVA eine Volksabstimmung. Diese wird voraussichtlich 2024 stattfinden. Die entsprechende Abstimmungsvorlage bzw. das Bauprojekt werden in diesem Jahr vorbereitet. Bei der Wärmeversorgung wird eine Studie Aufschluss über das reelle Potenzial der Energieträger in Winterthur und das weitere Vorgehen geben. Auch in der Wasserversorgung stehen wichtige Arbeiten an. Um im Zuge von Klimawandel und Bevölkerungswachstum die Versorgung Winterthurs mit Trinkwasser langfristig sicherstellen zu können, sind weitere Standbeine in der Wassergewinnung notwendig. Eine Studie zur Nutzung des Rheinaugrundwassers, wofür Winterthur seit Jahrzehnten über eine entsprechende Konzession verfügt, soll vertiefte Informationen darüber liefern.
Der Geschäftsbericht 2022 kann unter stadtwerk.winterthur.ch/gb22 heruntergeladen werden.